Münchner Künstlerfeste
in historischen Fotografien
17. April 2022 bis 31. Janaur 2023
Die Münchner Künstlerfeste entstanden aus der Tradition der geselligen Zusammenschlüsse von Künstlern und der festlichen Darstellung ihrer Kunst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie erlebten nach der Reichsgründung 1871 eine neue Ausrichtung und Hochzeit, die sich bis zur Jahrhundertwende fortsetzte.
Die Künstlerfeste waren Teil des Kunstimports, mit dem König Ludwig I. seine Stadt zum "Isar-Athen" veredeln wollte. An Stammtischrunden entstanden regelmäßige Künstlertreffen in verschiedenen Lokalen und es bildeten sich Künstlervereinigungen mit eigenen Ritualen. Vereine und Gesellschaften hatten ihre eigenen Veranstaltungen, traten aber zu bestimmten Gelegenheiten auch gemeinsam auf - als Münchner Künstlergenossenschaft.
Der erste große Künstlerball 1821 fand unter Teilnahme der königlichen Familie statt. 1835 gab es mit Wallensteins Lager ein erstes großes Künstler-Maskenfest in den königlichen Hoftheatern. Ihm folgte ein großes Rubensfest und 1876 schließlich das erste von der Allotria organisierte Fest "Der Festzug Kaiser Karls V.". Historische Raumdekorationen kombiniert mit entsprechenden Kostümen wurden bis ins kleinste Detaill künstlerisch nachgebildet. Das neue Stilideal war die Deutsche Renaissance, in dessen Bekenntnis sich das Selbstbewusstsein und die Wohlhabenheit von Künstlerschaft und Bürgertum zeigte.
Die Vorbereitung solcher Künstlerfeste war ein großer Auswand. Künster wurden zu Handwerkern und lernten Stoffe, Material und Techniken kennen, so dass sie gezielt Entwürfe machen konnten. Das von Lenbach initiierte "In Arkadien" hatte eine Vorbereitungszeit von mehr als drei Monaten, mit eigenem Festausschuss. Eine Ausstellung mit Nachbildungen historischer Kostüme sollte Besucher des Festes anregen und zur Teilnahme ermutern. Ein eigens inszeniertes Festspiel bildete den Start der Feier, die in einen Festball überging und bis in die Morgenstunden dauerte.
Etwa 500 Glasnegative solcher Künstlerfeste haben sich im Lenbach-Nachlass erhalten. Weitere Glasnegative besitzt das Lenbachhaus in München. Für die Ausstellung in Schrobenhausen hat Lenbachs Enkel Dr. Reinhold Neven DuMont dem Museum 25 Motive überlassen. Es sind großformatige Papierabzüge, die von Pe-Lin Neven Du Mont digital aufbereitet wurden. Die Fotoingenieurin hat dabei nicht in die Aussage der Bilder eingegriffen, nur Risse und Flecken retuschiert.
Die Fotografien stammen aus unterschiedlichen Festen, die abgelichteten Personen sind oftmals nicht zu identifizieren und auch nicht immer eindeutig einem bestimmten Künstlerfest zu zuordnen. Die meisten Abbildungen stammen vom Ensemble des Festspiels zur Eröffnung des Münchner Künstlerhauses im März 1900. Auch Franz von Lenbach ist einige Male zu erkennen, ebenso seine zweite Ehefrau Charlotte "Lolo" von Lenbach und seine älteste Tocher Marion.
Fräulein Heuberger, Frau Obermayer, Frau Putz - Die Darstellung der Damen in spanischen Kostümen vom Beginn des 17. Jahrhunderts ist die letzte Konsequenz von Lenbachs Bestreben, seine Modelle mit Hilfe historischer Kleidung dem Arbeitsalltag zu entziehen. Unter dem Aspekt sind auch die Künstler-Kostümfeste zu sehen, die der Künstler zunächst in seiner Villa organisierte, später in den Räumen der Künstlergesellschaft „Allotria“ und schließlich seit der Fertigstellung im Münchner Künstlerhaus. Dem 1902 dort gefeiertem Don-Juan-Fest entstammt diese Szene. Die Kostüme wurden teilweise von den Künstlern selbst entworfen. Es haben sich zahlreiche Fotostudien erhalten, die Lenbach oft als Grundlage für seine Arbeiten nutzte.